Düsseldorfer werden Rockstars: Thomas Battenstein
In den Charts ist er nicht zu finden und berühmt ist er noch lange nicht. Trotzdem erspielt sich das musikalische Urgestein Thomas Battenstein mit jeder CD eine größere Fangemeinde, weil er mit jeder CD auch eine ganze Klasse besser wird, von den Anfängen mit diversen Rockcombos bis jetzt als Soloartist. "Wintertime" ist ein weiterer Schritt auf dem Weg nach oben. Hatte auch schon der Vorgänger "Quartier Latin" begeistert, so kommt man beim aktuellen Album aus dem Jubeln gar nicht mehr hinaus. Auf "Wintertime" beschränkt sich Battenstein, der im Alleingang besser ist, als er mit Band jemals war, auf stille, elegische Gitarrenklänge. Meist setzt er zwei Saiteninstrumente neben- und übereinander, sanft und einschmeichelnd, mal die Nylon-, mal die Stahlversion, mal beides. Das klingt nach dem, was der Titel verspricht, spart aber die eisigen und schmuddeligen Momente aus. Porentief rein, so würde man Musik dieser Art in der Werbung anpreisen. Und in der Tat perlen die Klänge wie Diamanten aus den Boxen. Stille Stücke, die nie aufregen, die immer beruhigen, die allenfalls danach schreien, als Soundtrack für den persönlichen Sonntagsfilm zu dienen. Am Fenster stehen und aus wohlig beschützender Wärme auf eisige Nebelschwaden blicken und dazu Battensteins "Wintertime" hören, das hat was. Zumal der Düsseldorfer Saitenartist geschickt die Kitschfalle umgeht, in die so viele ähnlich klingende Produktionen aus dem esoterischen Ambient-Lager hineintapsen. Battensteins "Ballads for Guitar" (Untertitel) sind zwar Begleitmusik, aber im besten Sinne, und wenn man sie schon mal vergleichen muss, dann allenfalls mit den Klängen von Michael Hedges. Dazu passt nicht nur das an die "Windham-Hill-Produkte" *) erinnernde Cover, dazu passen auch seine Interpretationen von Klassikern wie "Sympathy" oder "You go to my Head".
Ein schönes Meisterwerk, das nicht erst unter den Weihnachtsbaum gehört, denn zum Überleben in unserem Klima braucht es schon vorher schöne Klänge.
Roland Hiver, Biograph – Kultur für Düsseldorf, Dezember 1997
*) Windham-Hill ist ein legendäres, amerikanisches Akustic-Music-Label mit audiophilem Gitarren- und Pianorepertoire
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