Vom Ansatz her nicht unähnlich ist die nächste CD, die indes im Alleingang mit Band versehen wurde. Der mit so ziemlich allen Wassern gewaschenen Gitarrist hat sich diesmal in Spanien inspirieren lassen, und in der Tat, selbst in Spanien regnet es mal:
Thomas Battensteins "Rain in Spain"
Nicht etwa, dass das Allroundtalent hier den Quellen nachempfundenen Flamenco spielt. Battenstein, der zuletzt Neues für die Konzertgitarre ("île d’yeu") veröffentlicht hat (musikblatt 2/95 S. 54), könnte das zweifellos auch – es würde mich jedenfalls wundern, wenn nicht. Er verarbeitet hier aber keine Tourismus-Klischees, das passt ja auch nicht zum Regen. Bei "Latin Summer", einer Art des Hin und Her ("de ida vuelta") zwischen Andalusien und Rio de Janeiro schimmert ein bisschen "Eleanor Rigby" durch. Dann bei "Destino del Toro" kommt fast orchestral Macho-Stimmung auf, hier kommt der Conga-Kollege Knut Schütze besonders zur Geltung, Battenstein packt tatsächlich einige Flamenco-Tricks aus, gut gemacht. Später bei "Island Dreams" bleibt das Tempo zwar auch ruhig, aber Thomas Rock’n’stein greift fast neun Minuten heftig in die E-Gitarre, und das kann er aber locker besser als z.B. die Grufties von Uriah Heap, denen immer nur Lärm einfiel.
Zehn Titel, zusammen gut 67 Minuten, entspannt-gutgelaunte U-Musik mit unterschiedlichen Gitarren im Vordergrund, mal akustisch, mal elektrisch: "TEN TALES FOR GUITAR AND GROUP" heißt der Untertitel. Den Groove, die Vibrations, pardon: las vibraciones hat die CD durchweg. Ganz zum Schluss "La Luna", ja, da wird Battenstein ganz sphärisch und verrät Detailverliebtheit und zugleich besonders großen Spaß an der Sache.
Wieland Ulrichs, musikblatt – Zeitschrift für Gitarre, Folklore und Lied, Oktober 1995
|