Dieser Weihnachtsmann hat es faustdick hinter den Ohren
Spätestens ab September gibt es im Supermarkt Spekulatius, und irgendwann kommt dann die Dumpfbeschallung mit keimfrei-uninteressant arrangierten Weihnachtsliedern, natürlich aus der Keyboard-Retorte. Doch es geht ja auch ganz anders. Der Düsseldorfer Multi-Gitarrist legt mit seinem 18. Album zum dritten Mal ein Weihnachtsprogramm vor, das zum Schmunzeln und Grooven einlädt. Wie stets hat Battenstein alle elektrischen und akustischen Gitarrenparts und gelegentlich den E-Bass selbst gespielt. Zwanzig Weihnachtslieder plus zwei Eigenkompositionen instrumental, doch Obacht! Eben nicht zwanzig Weihnachtslieder, sondern durchaus eigenwillige Varianten: dieser Weihnachtsmann hat es faustdick hinter den Ohren und den Schalk im Nacken. Da taucht dann auch "Greensleeves" auf, anderswo lugt ein kleiner Flamenco um die Ecke, Paul McCartney ist mit von der Partie ("Wonderful Christmas Time") und Johnny Marks auch, der aber nicht mit dem rotnasigen Rentier, sondern mit "Rockin' Around The Christmas Tree".
Eben, man muss Weihnachten keinesfalls immer piefig feiern (und auch nicht unbedingt wie bei Loriot). Besinnlichkeit und Spaß muss kein Widerspruch sein: "The First Noel" (England 1823) beginnt fast wie ein klassisches Gitarrenduo, aber natürlich geht es ziemlich anders weiter… Kühn ist auch Battensteins Version von "O Heiland reiß die Himmel auf", ausgesprochen trickreich, witzig und gewitzt. Das Motto: "Es war einmal ein Weihnachtslied, und ich hätte da noch…" Ein buntes Variationswerk von 75 Minuten Dauer.
Wieland Ulrichs in Akustik Gitarre 6/2017 |