Plattentipp: Thomas Battenstein "Light & Colours"
Es gibt einen schönen Spruch, den der überaus begabte Komödiant Olli Dittrich gerne seiner Figur Dittsche in den Mund legt. "Das perlt", sagt der immer, wenn er ein Bier öffnet und Freude daran hat, wie es in seiner Kehle kitzelt. "Das perlt", möchte man auch ausrufen, wenn man in das neue Album des Düsseldorfer Gitarristen Thomas Battenstein hinein hört. Es gluckert, es sprudelt, es fließt, es prickelt, es perlt. Wunderbare Gitarrenläufe imitieren die schönsten Momente unberührter Natur, lassen für Augenblicke teilhaben an einem ganz frühem Morgen im Sommer, wenn langsam die Wärme aufsteigt und den Tau wegsaugt, wenn die Sonne die Tropfen über sattgrüne Blätter treibt und die Seele dem Wasser folgen möchte. Genau das sind die Assoziationen, die sich bei den Eröffnungstiteln dieser Platte aufdrängen.
Eigentlich ist es ja keine neue Platte, weil Battenstein "nur" die schönsten seiner Lieder aus gefühlten zehntausend Jahren Gitarristenerfahrung gesammelt hat. Aber auch das Alte kann neu klingen, wenn sich die Umgebung ändert. Battenstein hat seine Songs sehr clever neu zusammengestellt und liefert ein wunderbar rundes Album, das sich beileibe nicht in Sommerassoziationen erschöpft, das natürlich auch andere Stimmungen trägt, die Melancholie des Herbstes, das Kühle des Winters, die Kraft des Frühlings. Dabei ist dieses Stück mit seinen 15 Titeln und satten 75 Minuten Spielzeit ein echtes Kaleidoskop geworden, das im Untertitel nicht ohne Grund "Light & Colours" heißt. Selten wurde man vom Gitarrenmeister derart komplett bedient, und kaum hat man das letzte Lied gehört, beginnt alles schon wieder von vorne, und da ist es wieder, dieses Gefühl, das ganz deutlich spricht und kulminiert in einem Satz: Das perlt.
Hans Hoff, Biograph – Kultur für Düsseldorf, Dezember 2006
|